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Die Zombifizierung der Wirtschaft -

 Folgen der  expansiven Geldpolitik


Zuletzt aktualisiert: 04.09.2020 21:45

Die derzeitigen geldpolitischen Maßnahmen:

Bereits seit 2008 sind die Zinsen in vielen wichtigen Volkswirtschaften auf einem sehr niedrigen Niveau. Spätestens seit den gewaltigen wirtschaftlichen Auswirkungen durch die Corona-Pandemie kam es in zahlreichen Ländern zu einer massiven Absenkung des Leitzinses durch die Notenbanken, sofern diese nicht schon vorher nahe Null gewesen sind.

Insbesondere die Zinssenkung der FED in den USA auf weniger als 0,5% wird massive Auswirkungen haben, da der Dollar als Weltwährung und die USA als die wichtigste Ökonomie neben China weltweit hohe ökonomische Dependenzen aufweist.

Fasst man die derzeitigen globalen wirtschaftlichen Maßnahmen zusammen, so kann man sagen, dass die Notenbanken aller großen Volkswirtschaften bzw. Währungsräumen ihre Zinsen massiv gesenkt haben und darüber hinaus die Kreditmenge und somit die Geldmenge enorm erhöht haben, was sich logischerweise in den Bilanzen der Notenbanken ablesen lässt.

Viele Regierungen haben sich für billionenschwere Konjunkturpakete entschieden, welche jeweils durch die Emission neuer Staatsanleihen, ergo verbriefter Kredite, finanziert werden.

Diese verbrieften Kredite haben durch die niedrigen Leitzinsen so gut wie keine Zins-Rendite für Käufer zu bieten, sodass Notenbanken, Geschäftsbanken und Regierungen einen inoffiziellen Deal abgeschlossen haben.

Da die Anleihen von Staaten keine Rendite abwerfen und zudem oftmals auch nicht sehr sicher sind, haben die Geschäftsbanken von der EZB das Versprechen bekommen, dass die EZB die Staatsanleihen den Geschäftsbanken abkauft, sollten diese die Staatsanleihen von den Staaten erwerben.

Somit wird gewährleistet, dass z.B auch Länder wie Italien, welche eine schlechte Bonität haben, Anleihen emittieren können und Käufer finden. Italien und andere Volkswirtschaften Europas werden also direkt von den Notenbanken finanziert, nur dass die Notenbanken die Anleihen nicht direkt von den Staaten sondern von den Geschäftsbanken kaufen, um so nicht direkt gegen die Gesetzt zu verstoßen. Nichtsdestotrotz hat das Verfassungsgericht in Deutschland dieses Mogelprinzip für nicht rechtens bezeichnet -und das mit Grund.

Denn auch wenn die Notenbankpolitik in Europa und auch in anderen Ökonomien auf der Welt die kurzfristigen Folgen vom Corona-Virus lindern, so werden diese jedeglich auf die Zukunft abgewälzt.

Und in diesem Fall muss man hinterfragen, ob die Maßnahmen der Notenbanken zur Linderung der kurzfristigen Folgen das extreme Ausmaß der langfristigen Folgen rechtfertigen kann. Und schaut man sich die nüchternen Zahlen an, dann ist dies stark in Frage zu stellen.

Derzeit kaufen Notenbanken nicht nur Staatsanleihen auf, sondern bereits auch Unternehmensanleihen und Aktien. Oder aber Staaten kaufen sich in Aktiengesellschaften auf, um diese zu unterstützen. Und die Staaten wiederum bekommen das Geld ja von der Notenbank durch den Aufkauf der Anleihen.

Die derzeitigen expansiven geldpolitischen Maßnahmen haben enorme Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung und auf unsere Währungen.

 Die Auswirkungen auf Wirtschaftsproduktivität und Unternehmen

Die Anzahl von Gütern, Dienstleistungen und Human Kapital ist begrenzt. Geld bzw. unsere derzeitigen Fiat Währungen dienen als Äquivalent dieser Güter und Dienstleistungen um den Austausch und die Verteilung von Ressourcen zu vereinfachen. Geld ist also ein Äquivalent der Wertschöpfung innerhalb der Wirtschaft. Somit muss Geld ebenfalls limitiert sein und vorallem in Einklang mit der Wirtschaftsleistung stehen.

Für diese Balance zwischen Wirtschaftskraft und Geldmenge sind die Notenbanken zuständig. Da Geld ein Äquivalent zur Wirtschaftsleistung ist, hat Geld die Funktion der Wertaufbewahrung.

Wenn man Geld smart investiert, sprich in Produktionsfaktoren welche es ermöglichen weitere Güter zu produzieren oder Dienstleistungen zu erbringen, dann kann man Geld vermehren. Mit Kapital kann man also mehr Kapital schaffen. Aus diesem Grund hat Kapital Kosten.

Und die Kosten von Kapital werden durch die Leitzinsen bestimmt, welche von den Notenbanken festgelegt werden.

Der Leitzins legt fest, wie viel eine Fremdkapitalaufnahme bzw. ein Kredit kostet.

Eine Wirtschaft wächst, wenn entweder mehr Güter und Dienstleistungen erbracht werden oder aber wenn die Anzahl der Güter und Dienstleistungen gleich bleibt, dafür aber deren Qualität und somit deren Wertschöpfung steigt.

Eine Erhöhung der realen Wirtschaftsleistung durch höhere Produktionsmengen bezeichnet man als quantitatives Wachstum.

Eine Erhöhung des realen Wirtschaftswachstums durch eine höhere Effizienz und Qualität von Gütern und Dienstleistungen bezeichnet man als qualitatives Wachstums, welches insbesondere im Hinblick auf die Knappheit der natürlichen Ressourcen und dem Klimawandel die erstrebenswerte Form des Wirtschaftswachstums darstellt.

Durch die niedrigen Zinsen werden Kredite günstiger und somit sinken auch die Kapitalkosten. Damit wird der Druck, Fremdkapital gewinnbringend zu investieren stark gemindert. Und dies führt zu massiven Fehlanreizen in der Wirtschaft.

Dafür einmal ein Beispiel:

Wir haben eine Company A, welche sich Geld zu einem Zinssatz von 1% leiht und dazu nutzt, ihr operatives Geschäft zu finanzieren. D.h. sie nutzt das Fremdkapital, um neue Maschinen zu kaufen, neue Mitarbeiter einzustellen, Waren zu verkaufen etc. pp.

Die Company hat eine Gross profit Margin von 2%. Um diese Kennzahl zu verstehen, wenden wir die 1$ Regel an.

Für jeden Dollar, welchen die Company in ihr Geschäft investiert, kommen 1 Dollar und 2 Cent heraus, denn 2% von einem Dollar sind 2 Cent.

Die Gross profit Margin bezeichnet folglich die Bruttomarge eines Unternehmens. Um die Nettomarge bestimmen zu können, müssen wir noch Zinskosten und Steuern abziehen. Die Zinskosten sind uns bekannt-sie betragen aufgrund der niedrigen Leitzinsen gerade einmal 1%.

Bei den Steuern kalkulieren wir mit 25% auf den Gewinn nach Zinskosten. Überbleibt also 1 Dollar und 0,75Cent, was einer Net Profit Margin von gerade einmal 0,75% entspricht.

Stellen wir uns jetzt vor, es käme zu dem unwahrscheinlichem Szenario dass die Notenbanken die Zinsen mal wieder anheben würden, dann würde dass Unternehmen durch die höheren Kapitalkosten unmitttelbar eine negative Nettomarge haben-sprich, sie würde mit ihrem eingesetztem Kapital eine negative Rendite erzielen und wäre somit früh oder später insolvent.

Oder stellen wir uns vor, der Umsatz des Unternehmens würde aufgrund einer schwächelnden Konjunktur um 10% einbrechen. Dann wäre das Unternehmen ebenfalls sehr schnell pleite.

Unternehmen mit solch niedrigen Margen bzw. mit negativen Margen, welche jedoch aufgrund der niedrigen Zinsen neue Kredite aufnehmen können um alte Kredite zurückzubezahlen und somit allen Zahlungsforderungen nachzukommen, werden auch als Zombieunternehmen bezeichnet, da sie bei höheren Zinsen bereits nicht mehr zahlungsfähig sprich insolvent wären.

Je niedriger die Zinsen sind, desto mehr Zombieunternehmen entstehen. Da Zombieunternehmen nicht profitabel sind, sinkt die Produktivität der Wirtschaft. Dadurch sind die Notenbanken gezwungen, durch ein Beibehalten des niedrigen Leitzinses und anderen Methoden zur Erhöhung der Kreditmenge und somit der Geldmenge die Wirtschaft zu stabilisieren.

Durch das niedrige Zinsniveau und der Steigerung der Kreditmenge mittel geldpolitzischen Verfahren wie Credit easing, Quality easing oder Quantitative Easing können noch mehr Zombieunternehmen entstehen.

Ein Kreislauf welcher sich immer verschlimmert.

Dies lässt sich auch statistisch aufzeigen, wenn man sich die Entwicklung der Zombieunternehmen in der Wirtschaft anschaut.

Neben der Fehlallokation von Ressourcen durch die niedrigen Zinsen und dem massiven Anstieg der Zombieunternehmen gibt es noch viele weitere Probleme, insbesondere wenn es um das Bankengeschäft oder aber um die Inflation geht.